Titel: Lebensweise und morphologische Charakterisierung der parasitischen Milbe Linobia coccinellae

Art des Projekts: Vollständig von der Stiftung gefördertes Projektvorhaben

Bearbeiter: Dr. Eberhard Wurst

Kooperationspartner: Prof. Dr. Michael Müller, Dipl.-Forstwirt Richard Georgi, TU Dresden

Über das Projekt

Der Anbau schnellwachsender Baumarten, insbesondere der Gattungen Pappel und Weide, auf landwirtschaftlichen Flächen in sogenannten Kurzumtriebsplantagen (KUP) wird zunehmend für eine nachhaltige Bereitstellung holziger Biomasse genutzt (Abb. 1). Trotz vielfältiger ökologischer Vorteile im Vergleich zum Marktfruchtanbau weisen KUP nur eine sehr eingeschränkte genetische Diversität auf. Daraus resultiert eine hohe Anfälligkeit für biotische Schaderreger (vor allem Pilze und Insekten).

Rasterelektronenaufnahme einer adulten Milbe als eine Grundlage zur morphologischen Charakterisierung von Linobia coccinellae.

Rasterelektronenaufnahme einer adulten Milbe als eine Grundlage zur morphologischen Charakterisierung von Linobia coccinellae.

Zu den bedeutendsten Schadinsekten in KUP gehört der Große Rote Pappelblattkäfer. Dieses häufige Insekt neigt in Pappel-KUP regelmäßig zu Massenvermehrungen, die zu hohen Zuwachsverlusten führen. Bislang werden solche Massenvermehrungen durch die Applikation geeigneter Pflanzenschutzmittel bekämpft, welche jedoch die ökologischen Vorteile einer KUP konterkarieren. Ein Forschungsschwerpunkt der Professur für Waldschutz an der TU Dresden liegt daher in der Erforschung naturnaher Regulationsverfahren von Schadinsekten in KUP mit dem Fokus der Förderung natürlicher Antagonisten.

Ein potenzieller Antagonist des Großen Roten Pappelblattkäfers ist die astigmate Milbe Linobia coccinellae. Diese Art besiedelt den Raum unter den Flügeldecken der Käfer, sticht dort mit ihren Mundwerkzeugen die Cuticula an und saugt die Hämolymphe des Käfers. Der starke Befall vieler Käfer mit nicht selten mehreren Hundert Milben macht Linobia coccinellae zu einem aussichtsreichen Kandidaten für eine biologische Bekämpfung des Großen Roten Pappelblattkäfers.

Bislang war über diese Milbe jedoch so gut wie nichts bekannt. Aber nur bei gründlicher Kenntnis der Wechselbeziehungen zwischen Wirt und Parasit kann eine erfolgreiche Strategie zur Förderung des Antagonisten entwickelt werden.

Ziel war es daher, als Voraussetzung für geplante Eingriffe, wesentliche Grundlagen zur Biologie von zu erarbeiten. Dabei standen folgende Fragen im Zentrum:

  1. Wie und bei welchen Gelegenheiten erfolgt die natürliche Übertragung der Milben?
  2. Ist eine Neuinfektion auch ohne Käfer möglich?
  3. Sind Mehrfach-Infektionen möglich?
  4. Wie lange dauert die Entwicklung der Milbe vom Ei zum erwachsenen Tier?

Ein weiteres Ziel dieses Projektes war die morphologische Charakterisierung und Neubeschreibung der Milbe.